Geschichte

290 Jahre Trachtenschützenfest in Üfte-Overbeck

Durch zwei Jahrhunderte war 1729 die einzige Jahreszahl auf der Üfte-Overbecker Schützenkette, ein Hinweis darauf, dass wenigstens seit dieser Zeit in der Bauerschaft ein Schützenfest gefeiert wurde.
Über die Entstehung des Üfte-Overbecker Schützenfestes ist urkundlich allerdings nichts bekannt, jedoch weiß die mündliche Überlieferung über die Entwicklung des Heimatfestes mancherlei zu berichten:

Ursprünglich war es nur ein Fest für die junge Welt, die verheirateten Männer hatten dabei nichts verloren. Es wurde am ersten Sonntag im September abgehalten, gleichsam wohl als eine Art Erntedankfest. Anfangs wurde noch mit selbstgeschnitztem Pfeil und Bogen auf den Vogel geschossen. Feuerwaffen kamen erst viel später zum Einsatz.
Schon damals war das Tragen von blauen Kitteln und Holzschuhen üblich und statt eines weitläufigen Vorstandes hatte man zwei “Reckenmester” und einen Hauptmann.
Die Königin erhielt ein schlichtes Gebetbuch als Zeichen ihrer Würde, damit sollte die Rolle der Hausfrau, Mutter und der Glaubensvermittlerin symbolisiert werden. Der König trug eine lange Pfeife als Ausdruck der Zuverlässigkeit, der Häuslichkeit und des gemütlichen Wesens. Diese Attribute werden noch heute anlässlich der Inthronisierung dem neuen Königspaar als Zeichen der Königswürde überreicht.

1893 wurde die Tradition des Üfte-Overbecker Schützenfestes unterbrochen. Was war geschehen?
In Altschermbeck hatte sich 1877 neben der schon bestehenden Schermbecker Kilian-Schützengilde ein eigener Schützenverein gebildet. Dem damaligen Klerus waren drei Schützenfeste in einer Kirchengemeinde zuviel. Die Geistlichkeit erwirkte bei der zuständigen weltlichen Obrigkeit, dass der Üfte-Overbecker Bevölkerung kein Erlaubnisschein zum Feiern mehr ausgestellt wurde.

Erst 1929 erhielt man wieder die amtliche Genehmigung, ein eigenes Schützenfest durchführen zu dürfen. Damals wurde auch beschlossen, so zu feiern wie früher, mit Holzschuhen an den Füßen, im blauen, weißbestickten Kittel und rotgemusterten Halstuch sowie einer schwarzen Melone auf dem Kopf. Dazu wurde noch eine wichtige Neuerung eingeführt:

„Es wird nur alle 5 Jahre gefeiert! Das Fest ist ein Heimatfest für alle Üfte-Overbecker Bürger, ob sie noch hier wohnen oder anderswo hingezogen sind. Alle können Mitglieder der Trachtenschützengilde werden. Wer den Vogel abschießen will, muss mindestens 35 Jahre alt sein und 15 Jahre in Üfte-Overbeck wohnen. Als Königin darf der König nicht seine eigene, sondern eine andere Frau aus der Bauerschaft wählen. Dadurch sollen die Verbindungen innerhalb der Familien vertieft werden. Schlicht und einfach will man feiern, damit es für jeden erschwinglich bleibt.”

Originalurkunde von 1929 (PDF)

Abschrift der Urkunde von 1929 (PDF)

Üfte-Overbecker Königskette aus dem Jahr 1729

Die Abbildung stammt aus dem Heimathalender der Herrlichkeit Lembeck, 1929
Die Abbildung stammt aus dem Heimathalender der Herrlichkeit Lembeck, 1929

Die Orginalkette wurde ende des Zweiten Weltkrieges leider gestohlen. Daraufhin wurde für das Schützenfest 1949 eine Nachbildung hergestellt, die bis heute vom amtierenden König getragen wird.

Zum Trachtenschützenfest 2009 wurde zusätzlich eine leichtere “Tanzkette” angeschafft.

(Foto: R. Dahlhaus, 2009)
(Foto: R. Dahlhaus, 2009)

Es war früher nicht üblich, das der König eine Plakette für die Königskette spendete. Erst ab dem Schützenfest 1929 wird die Kette regelmäßig durch eine Medaille des neuen Königspaares erweitert.

Seit 2009 ist die Trachtenschützengilde Üfte-Overbeck ein eingetragener Verein.

 

Königspaare seit 1929

1929 – 1934  –  Bernhard Linneweber und Elisabeth Schulte-Bocholt
1934 – 1939  –  Theodor Averkamp und Elly Underberg-Fennhoff
1949 – 1954  –  Johann Wellmann und Maria Nelskamp
1954 – 1959  –  Bernhard Klevermann und Franziska Rittmann
1959 – 1964  –  Bernhard Wegmann und Elisabeth Schulte-Bocholt
1964 – 1969  –  Heinz Schetter und Änne Dickhoff
1969 – 1974  –  Bernhard Wenzelmann und Cilly Deiters
1974 – 1979  –  Hermann Möllmann und Marianne Müller
1979 – 1984  –  Heinz Marien und Renate Brüggemann
1984 – 1989  –  Johannes Hutmacher und Hedwig Knufmann
1989 – 1994  –  Klemens Stenert und Klara Baumeister
1994 – 1999  –  Heinrich Temmler und Mechthild Schick
1999 – 2004  –  Manfred Gaffke und Iris Körschgen
2004 – 2009  –  Theo Diekhoff und Monika Steinkamp
2009 – 2014  –  Johannes Triptrap und Bärbel Linneweber
2014 – 2019  –  Martin Wieschus und Marlies Weßel
2019 – 2024  –  Bernd Klevermann und Sabrina Ribbekamp